Konsequenz in der Erziehung

Was ist Inkonsequenz? Heute so, morgen so! Und was ist Konsequenz? Heute so, morgen so!

Was ist Konsequenz?

Berichten Eltern von Schwierigkeiten in der Kindererziehung, wird ihnen meist „Da müssen Sie konsequent sein!“ geraten. Aber was genau ist damit gemeint? Der Begriff „Konsequenz“ wird häufig mit Strenge in Verbindung gebracht – Strenge im Sinne von Anschreien, Bedrohen („Wenn du nicht sofort machst, was ich sage…“) oder gar Schlagen. Eltern, die sich so verhalten, fühlen sich selbst nicht wohl in ihrer Haut. Kann man fest in der Sache und gleichzeitig liebevoll sein? Lesen Sie hier, wie es gehen kann.

Situative Konsequenz

Situativ konsequent sein heißt, sich in ähnlichen Situationen ähnlich verhalten. Ein Kind muss wissen, was erlaubt ist und was nicht, und es muss davon ausgehen können, dass diese Regeln auch morgen gelten. Wer heute eine Verhaltensweise seines Kindes nicht akzeptiert, darf sie auch morgen nicht akzeptieren. Das gleiche gilt für den umgekehrten Fall: Wer eine bestimmte Verhaltensweise am Montag toleriert oder gar lobend anerkennend, der verunsichert sein Kind, wenn er sich von demselben Verhalten am Mittwoch aus der Fassung bringen lässt. Kinder fühlen sich sicherer, wenn sie die Reaktionen ihrer Eltern ein Stück weit vorhersehen können. Versuchen Sie, so berechenbar wie möglich zu sein.

Konsequenz zwischen Mutter und Vater

Eltern sind individuelle Persönlichkeiten mit unterschiedlichen Erfahrungen, Werten und Temperamenten. Absolute Einigkeit in Erziehungsfragen ist daher nicht möglich und vielleicht auch nicht erstrebenswert. Eltern sollten nicht so tun, als wären sie einer Meinung, wenn sie es in Wahrheit nicht sind. So kommen Kinder recht gut damit zurecht, wenn Mama im Bioladen einkauft, während Papa keine Probleme mit Chips und Cola hat. Wichtig ist nur, was für die Kinder gelten soll und was man ihnen vorlebt. Das sollten Eltern unter vier Augen ausdiskutieren. Wer auf Streitereien vor den Kindern verzichtet, reduziert die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind ein Elternteil gegen das andere ausspielt – ganz nach dem Motto „Wenn Mama nein sagt, frag ich Papa“.

Ein gutes Beispiel geben

Konsequent sein bedeutet auch, dass man selbst tut, was man von seinen Kindern verlangt. Kinder lernen weit mehr über das Beobachten erwachsener Vorbilder als man ihnen mit Worten vermitteln könnte. Wer seinem Kind entgegen schreit, es möge doch endlich leise sein, lässt sich auf einen Machtkampf ein. Sieger ist der mit der lautesten Stimme; Verlierer der mit den schwächeren Nerven. Selbstbeherrschung lernen Kinder am besten, indem man sie vorlebt. Erziehung ist Vorbild – sonst nicht viel mehr.

Wie konsequent sind wir wirklich?

Die meisten Eltern halten Konsequenz in der Kindererziehung für wichtig. Was jedoch unter Konsequenz zu verstehen ist und wie sie umgesetzt werden kann oder gar sollte – darüber gibt es unterschiedliche Auffassungen. Manche Eltern halten Konsequenz für wichtig, praktizieren sie jedoch selten, weil im Erziehungsalltag häufig schnelles Handeln erforderlich ist. Ausreichend Zeit zum Nachdenken haben Mütter, Väter und andere Erziehende manchmal erst im Nachhinein. Andere Eltern wären gerne konsequenter, möchten aber auf keinen Fall so streng sein wie ihre eigenen Eltern. Das kann dazu führen, dass Regeln, die das Kind nicht sofort akzeptiert, ganz schnell wieder aufgeweicht werden.

Warum sind Eltern inkonsequent?

Bestimmte Verhaltensweisen sind an manchen Tagen akzeptabler als an anderen. Stress kann dazu führen, dass Eltern entweder überreagieren oder das Kind gewähren lassen, weil sie nicht die Kraft für eine Auseinandersetzung haben. Gute Laune kann uns großzügiger machen; schlechte Laune macht uns ungeduldig. Auch die Umgebung, in der man gerade ist, kann das Verhalten von Eltern beeinflussen: Was denken die Leute, wenn ich jetzt schimpfe? Bin ich zu streng? Diese Überlegungen können dazu führen, dass manche Verhaltensweisen in der Öffentlichkeit toleriert werden, während sie zu Hause verboten sind. Auch das Fehlen klarer Erziehungsgrundsätze und Familienregeln kann ein Grund dafür sein, dass Eltern mal so und mal so reagieren.

Konsequent sein: eine Kurzanleitung

Erziehungsgrundsätze finden

Sind Eltern in der Kindererziehung in grundsätzlichen Dingen nicht einer Meinung, wird es früher oder später Probleme geben. Das Kind beginnt, Mutter und Vater gegeneinander auszuspielen. Eltern sollten sich so früh wie möglich auf die wesentlichen Eckpfeiler einigen. Doch keine Panik: Wenn dies bei Ihnen noch nicht geschehen ist, ist heute ein guter Tag, damit zu beginnen. Wichtige Grundsätze könnten sein: „Wir gehen respektvoll miteinander um. Schläge und Beleidigungen haben in unserer Familie keinen Platz“, „Kindererziehung ist Freude und harte Arbeit zugleich. Wir unterstützen uns gegenseitig, wo möglich“ oder auch „In unserer Familie leisten alle einen Beitrag. Jedes Kind übernimmt Pflichten, sobald es dazu in der Lage ist“. Wenn Mama und Papa im Großen und Ganzen einer Meinung sind, können sie sich in schwierigen Erziehungssituationen unterstützen. Sie werden seltener nachgeben und sich gleichzeitig vor Überreaktionen schützen.

Familienregeln finden

Können Sie sich an Schilder mit der Aufschrift „Das Spielen der Kinder auf dem Hof und das Herumlungern vor der Haustür ist im Interesse aller Mieter verboten“ erinnern? Regeln, deren Sinn uns nicht einleuchtet, rufen geradezu danach, gebrochen zu werden. Das gilt auch für Familienregeln. Auch sie erhalten mehr Verbindlichkeit, wenn sie nicht einfach angeordnet, sondern gemeinschaftlich beschlossen werden. Schon kleine Kinder können in Regelfindungsprozessen eine aktive Rolle einnehmen. Werden Probleme offensichtlich, kommt die ganze Familie zusammen und sucht gemeinsam nach möglichen Lösungen. Wichtig ist, dass alle Lösungsvorschläge angenommen werden – auch die der Kinder. Anschließend einigt man sich auf die Familienregel, mit der alle gut leben können. Malen Sie mit Ihrem Kind ein Bild zu dieser Regel und hängen Sie es gut sichtbar auf. Dann wird die Abmachung besser erinnert.

Regeln durchsetzen

Wenn das Verhalten des Kindes nicht mit unmittelbaren Gefahren verbunden ist, sollten Sie sich eine Minute Zeit nehmen, mögliche Ursachen zu erkennen. Nehmen wir an, Sie sind mit Ihrem fünfjährigen Sohn bei Freunden zu Besuch. Im Flur ziehen sich alle die Straßenschuhe aus; nur Ihr Max läuft in seinen matschverkrusteten Turnschuhen über den Wohnzimmerteppich. Mögliche Ursachen könnten sein:

  1. Max hat noch keinen Sinn für Sauberkeit entwickelt.
  2. Max will seine neuen Schuhe zur Schau stellen.
  3. Max läuft nicht gerne auf Socken.

Nun sollte Max zum Ausziehen der Schuhe aufgefordert werden. Am überzeugendsten wäre es, Max beim Namen zu nennen, ihn leicht zu berühren, auf seine Augenhöhe zu gehen, Augenkontakt zu suchen und „Zieh deine Schuhe aus“ zu sagen. Wer glaubt, dass Max seine Schuhe zeigen möchte, kann „Tante Ulla möchte sie sich genauer anschauen“ anfügen; wer weiß, dass sein Sohn kalte Füße hasst, reicht ihm Hausschuhe herüber. Weigert sich Max, die Schuhe auszuziehen, wird eine logische Konsequenz angekündigt, z.B. „Wenn der Teppich schmutzig wird, machst du sauber.“ Das sollte Max einsichtiger machen. Wenn nicht, muss Max den Staubsauger bedienen. Besser als das Ankündigen einer negativen Konsequenz kann das Winken mit einer positiven Konsequenz sein, z.B. „Sobald du die Schuhe ausgezogen hast, darfst du mit Luzie im Kinderzimmer spielen.“

Konsequenz nicht um jeden Preis

Wenn Kinder älter werden und sich Rahmenbedingungen ändern, können Regeln hinfällig bzw. erforderlich werden. Dann müssen manche Regeln abgeschafft und andere eingeführt werden. Brecht soll gesagt haben „Wer A sagt, muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war.“ Wer an sinnlosen Regeln „aus Prinzip“ festhält, belastet seine Mitmenschen. Mein Tipp: Stellen Sie möglichst wenige Regeln auf und nur solche, die Sie auch durchsetzen werden. Das schont Ihre Nerven und schützt vor Inkonsequenz.

Nach oben scrollen